Zum Medienfestival transmediale 2012 haben wir das Medium Internet direkt mit auf die Theater-Bühne in der c-base geholt. Impro mit Twitter – wie funktionierte das?
Kern der Idee des Formats Im/probabilities war das Experimentieren mit starkem Einsatz von digitalen Medien. Die Bühnenrückseite diente dabei als Screen, den der Moderator mit zu bespielen hatte. Bei der Einbindung von Twitter nutzten wir als erstes ein trending Topic aus Deutschland, um damit eine Szene zu beginnen. Das ist solide und generiert eine möglicherweise sehr zeitgeschehensnahe Szene.
Etwas länger überlegt hatten wir an dem Thema, wie ein Tweet exakt der Abschlußsatz einer Szene sein könnte. Da die formale Ausprägung von Tweets sogar eher selten einem Szenenende entspricht, wenn es denn überhaupt zum gesprochen werden geeignet ist, haben wir etwas eingegrenzt. So sind wir auf Grimme-Online- Award-Preisträger Florian Meimberg und seine @tiny_tales gekommen. Die Vorgaben waren aber so stark, dass sie für ein Geschichtenende fast verschenkt wären. Also taten wir das Naheliegende und nahmen sie als Geschichtenanfang. Alle gespielten Szenen wurden sehr dramatisch.
Die für die Zuschauer intensivste Mitmachform war dann das klassische Zettelspiel, nur mit Tweets anstelle von Zetteln. Trotz Medienkunstfestival wußten wir nicht, wie Mobile-affin unser Publikum sein würde. Daher haben wir uns einen fremden Hashtag geentert. Wir wollten möglichst einen deutschen und positiven Grundbegriff . Bei Proben stellte sich heraus, dass Hashtags wie #super, #toll auch in anderen Sprachen vorkommen, und z.B. eine Timeline spanisch den Spielfluß stört. Unsere Wahl fiel auf das fantastische Wort #wunderbar. Wir hatten ca. 6-8 im Saal sich aktiv beteiligende Zuschauer und ziemlich viel Spaß. Als Visualisierung nahmen wir den Service twittbee.com.
Fazit: spannende Geschichten und etwas andere Vorgaben passieren mit Twitter. Wenn bei dem laufenden Game der Screen nicht gebraucht wurde, haben wir den Screen schwarz geschaltet. Ein permanenter Screen im Rücken lenkt aber Spieler wie vor allem Zuschauer ab. Wir Spieler haben uns das Umdrehen vorher wegtrainiert, aber der Reflex ist da. Auch das Feedback vom Publikum hinterher war ähnlich, bei Zettelspiel war die Twitterwall ein großer Aufmerksamkeitsmagnet, da müssen die Spieler richtig Gas geben und sich den Fokus zu holen. Was ja auch eine interessante Spielerfahrung ist. Wir Improbanden machen das gern in der ein oder anderen Form mal wieder.
Foto: Olaf Bottek (CC BY 3.0). Hier gibt es weitere Fotos.